Programm mit Weitblick
Unter dem Titel „Voyage 2050“ wurden im Jahr 2021 die wissenschaftlichen Ziele für ein neues Langfristprogramm festgelegt, dass die aktuelle Planung „Cosmic Vision 2015 – 2035“ nach dem Jahr 2035 ablösen soll. Diese Langfristplanung baut auf wichtigen wissenschaftlichen Fragen auf:
Wie entstehen Planetensysteme und unter welchen Bedingungen kann Leben entstehen?
Welche Prozesse laufen im Sonnensystem ab?
Welche physikalischen Gesetze gelten im Universum?
Wie ist das Universum entstanden und woraus besteht es?
Vier Missionsklassen für vielfältige Missionsziele
Diese Ziele werden in einer Reihe von Missionen umgesetzt, die nach ihrer wissenschaftlichen Bedeutung ausgewählt werden. Bis 2037 sollen im Rahmen des Programms zwei schnell umsetzbare F-Missionen, eine kleine S-Mission, fünf mittlere M-Missionen und drei große L-Missionen gestartet werden. Letztere widmen sich großen wissenschaftlichen Fragen, von denen man sich einen bedeutenden Erkenntnissprung verspricht. Sie sind extrem anspruchsvoll und brauchen daher lange Vorlaufzeiten, um die nötige Technologie zu entwickeln. Ihr Kostenrahmen beträgt etwa zwei Jahresbudgets. M-Missionen hingegen untersuchen besondere Fragestellungen von hohem wissenschaftlichem Wert. Da die benötigte Technologie bereits weitgehend vorhanden ist, können mittlere Missionen schneller gestartet werden. Der Kostenrahmen wurde auf etwa ein Jahresbudget festgelegt. Zusammen mit S- und F-Missionen bringen sie Flexibilität ins Programm. Ergänzt wird Cosmic Vision durch ESA-Beteiligungen an Projekten internationaler Partner wie NASA und JAXA.
Deutschlands Beitrag für Europas Wissenschaftsprogramm
Nur durch diese Bündelung von Ressourcen bleibt Europa mit seinen Partnern auf Augenhöhe. Seit der ESA-Gründung bündelt das Wissenschaftsprogramm Kräfte und Fähigkeiten, um Projekte durchzuführen, die zu groß oder zu komplex für einzelne Mitgliedstaaten sind. Die Finanzierung hält sich an einen Kostenrahmen (Level of Resources, LoR), der nicht überschritten werden darf. Auf der Ministerratskonferenz 2022 wurde der LoR um elf Prozent auf 3,186 Milliarden Euro angehoben, um den Kaufkraftverlust in diesem Pflichtprogramm als Bestandteil der ESA-Konvention auszugleichen. An der Finanzierung beteiligen sich die Mitgliedstaaten gemäß ihrer Wirtschaftskraft – dem sogenannten Bruttosozialproduktschlüssel. Deutschland ist mit 21,13 Prozent größter Beitragszahler dieses Programms, was einen Beitrag von insgesamt rund 673,2 Millionen Euro für fünf Jahre entspricht. Cosmic Vision ist eng mit den nationalen Raumfahrtprogrammen der Mitgliedsstaaten verzahnt. In der Regel baut die ESA die Satelliten und führt deren Start und Betrieb durch, dessen Kosten bei etwa 15 Prozent eines Jahresbudgets liegen. Die Länder finanzieren die Nutzlasten und die wissenschaftliche Aufbereitung der gewonnenen Daten. Daher bildet das Programm für alle Mitgliedsstaaten den Kern ihrer wissenschaftlichen Raumfahrtaktivitäten. In Deutschland wird die Datenauswertung von wissenschaftlichen Instituten übernommen, die auch erhebliche Mittel in die Instrumentenentwicklung einbringen. Diese Arbeitsteilung sichert eine enge Nutzereinbindung und damit letztlich die wissenschaftliche Qualität des Programms.