Das James Webb Weltraumteleskop hat im Tarantelnebel Tausende von jungen Sternen eingefangen, die noch nie zuvor zu sehen waren. Das Teleskop enthüllt Details der Struktur und Zusammensetzung des Nebels sowie Dutzende von Hintergrundgalaxien. Die stellare Kinderstube 30 Doradus erhielt ihren Spitznamen Tarantelnebel aufgrund ihrer langen, staubigen Fäden. Er befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke, dem größten und hellsten Sternentstehungsgebiet in der Nähe unserer eigenen Galaxie, und beherbergt die heißesten und massereichsten bekannten Sterne. Das Zentrum dieses Bildes, das von Webbs Nahinfrarotkamera-Instrument (NIRCam) aufgenommen wurde, ist durch die Strahlung junger, massereicher Sterne (in leuchtendem Hellblau zu sehen) ausgehöhlt worden. Nur die dichtesten umgebenden Bereiche des Nebels widerstehen der Erosion und bilden die Säulen, die scheinbar zum Sternhaufen im Zentrum zurückzeigen. Die Säulen beherbergen noch im Entstehen begriffene Sterne, die schließlich ihre staubigen Kokons verlassen und zur Formung des Nebels beitragen werden. © NASA, ESA, CSA, STScI, Webb ERO Production Team
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Angetrieben durch Neugier

„Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will”, schrieb Galileo Galilei, italienischer Naturforscher, Mathematiker, Physiker, Astronom und Entdecker der ersten vier Jupiter-Monde. Dieser Gedanke Galileis trifft vor allem auf das Wissenschaftsprogramm der ESA zu. Denn nur durch die Triebfeder Neugier können ganz besondere Missionen wie die Jupiter-Mission JUICE entstehen. Sie soll im Jahr 2023 starten und vor allem mit Ganymed, Europa und Kallisto drei der Galileischen Monde untersuchen. Forscher gehen davon aus, dass sich auf diesen eisigen Himmelskörpern Ozeane unter der Oberfläche verbergen. Da Wasser als Grundvoraussetzung für Leben gilt, helfen uns JUICE und viele weitere Cosmic Vision Missionen aus dem ESA-Wissenschaftsprogramm dabei, existenzielle Fragen zu beantworten, die sich neugierige Astronomen schon seit tausenden von Jahren mit ihrem Blick in den Himmel stellen: Wie ist unser Universum entstanden? Wie hat es sich entwickelt? Aus was besteht es? Und wie ist letztlich Leben entstanden? Dafür beobachten und untersuchen die Cosmic-Vision-Missionen sowohl die Himmelskörper unseres Sonnensystems als auch weit entfernte Galaxien.


Darüber hinaus ist unser Universum ein gewaltiges physikalisches Labor, in dem sich Phänomene erforschen lassen, die auf der Erde gar nicht vorkommen und daher nur experimentell zugänglich sind. Dabei gehen die Cosmic-Vision-Missionen mit ihren Technologieentwicklungen an die Grenze des Machbaren und treiben somit auch die technische Weiterentwicklung der gesamten Raumfahrt an. Viele dieser Innovationen wurden von der deutschen Wissenschaft und Industrie vorangebracht oder stammen aus der Bundesrepublik. Zudem werden einige solcher Missionen gemeinsam mit anderen Raumfahrtnationen auf den Weg gebracht. So stärkt das Programm mit seinem internationalen Charakter die deutsche Rolle in der globalen Wissensgesellschaft. Deutschland hat mit seinem Beitrag in Höhe von 673,2 Millionen Euro das Wissenschaftsprogramm in Zeiten der Energiekrise und Inflation entscheidend unterstützt.

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Deutscher Beitrag für Europas Wissenschaftsprogramm

Programm mit Weitblick

Unter dem Titel „Voyage 2050“ wurden im Jahr 2021 die wissenschaftlichen Ziele für ein neues Langfristprogramm festgelegt, dass die aktuelle Planung „Cosmic Vision 2015 – 2035“ nach dem Jahr 2035 ablösen soll. Diese Langfristplanung baut auf wichtigen wissenschaftlichen Fragen auf:

Wie entstehen Planetensysteme und unter welchen Bedingungen kann Leben entstehen?

Welche Prozesse laufen im Sonnensystem ab?

Welche physikalischen Gesetze gelten im Universum?

Wie ist das Universum entstanden und woraus besteht es?

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Gaia's Karte des Interstellaren Mediums (ESA/Gaia/DPAC)

Vier Missionsklassen für vielfältige Missionsziele

Diese Ziele werden in einer Reihe von Missionen umgesetzt, die nach ihrer wissenschaftlichen Bedeutung ausgewählt werden. Bis 2037 sollen im Rahmen des Programms zwei schnell umsetzbare F-Missionen, eine kleine S-Mission, fünf mittlere M-Missionen und drei große L-Missionen gestartet werden. Letztere widmen sich großen wissenschaftlichen Fragen, von denen man sich einen bedeutenden Erkenntnissprung verspricht. Sie sind extrem anspruchsvoll und brauchen daher lange Vorlaufzeiten, um die nötige Technologie zu entwickeln. Ihr Kostenrahmen beträgt etwa zwei Jahresbudgets. M-Missionen hingegen untersuchen besondere Fragestellungen von hohem wissenschaftlichem Wert. Da die benötigte Technologie bereits weitgehend vorhanden ist, können mittlere Missionen schneller gestartet werden. Der Kostenrahmen wurde auf etwa ein Jahresbudget festgelegt. Zusammen mit S- und F-Missionen bringen sie Flexibilität ins Programm. Ergänzt wird Cosmic Vision durch ESA-Beteiligungen an Projekten internationaler Partner wie NASA und JAXA.

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Die L-Mission JUICE soll die Eismonde des Jupiter auf Spuren von Wasser untersuchen (ESA/Science Office)

  • LISA
  • ATHENA
  • EnVision
  • Comet Interceptor
  • ARIEL
  • PLATO
  • SMILE
  • Euclid
  • JUICE
  • James Webb Space Telescope
  • Solar Orbiter
  • CHEOPS
  • Gaia

Deutschlands Beitrag für Europas Wissenschaftsprogramm

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JUICE in der Thermal- und Vakuum-Testkammer (ESA/SJM Photography)
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PLATO in der Thermal- und Vakuum-Testkammer (ESA)

Nur durch diese Bündelung von Ressourcen bleibt Europa mit seinen Partnern auf Augenhöhe. Seit der ESA-Gründung bündelt das Wissenschaftsprogramm Kräfte und Fähigkeiten, um Projekte durchzuführen, die zu groß oder zu komplex für einzelne Mitgliedstaaten sind. Die Finanzierung hält sich an einen Kostenrahmen (Level of Resources, LoR), der nicht überschritten werden darf. Auf der Ministerratskonferenz 2022 wurde der LoR um elf Prozent auf 3,186  Milliarden Euro angehoben, um den Kaufkraftverlust in diesem Pflichtprogramm als Bestandteil der ESA-Konvention auszugleichen. An der Finanzierung beteiligen sich die Mitgliedstaaten gemäß ihrer Wirtschaftskraft – dem sogenannten Bruttosozialproduktschlüssel. Deutschland ist mit 21,13 Prozent größter Beitragszahler dieses Programms, was einen Beitrag von insgesamt rund 673,2 Millionen Euro für fünf Jahre entspricht. Cosmic Vision ist eng mit den nationalen Raumfahrtprogrammen der Mitgliedsstaaten verzahnt. In der Regel baut die ESA die Satelliten und führt deren Start und Betrieb durch, dessen Kosten bei etwa 15 Prozent eines Jahresbudgets liegen. Die Länder finanzieren die Nutzlasten und die wissenschaftliche Aufbereitung der gewonnenen Daten. Daher bildet das Programm für alle Mitgliedsstaaten den Kern ihrer wissenschaftlichen Raumfahrtaktivitäten. In Deutschland wird die Datenauswertung von wissenschaftlichen Instituten übernommen, die auch erhebliche Mittel in die Instrumentenentwicklung einbringen. Diese Arbeitsteilung sichert eine enge Nutzereinbindung und damit letztlich die wissenschaftliche Qualität des Programms.

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